Verfasst von 50hz am 05.04.06 in
EPIC 2014
Im letzten Vortrag, den ich noch mitgenommen habe, wurde aus dem Hause Burda die Frage in den Raum gestellt, ob wir - die Zuhörer - davon ausgehen, dass es auch in Zukunft auf Papier gedruckte Medien geben wird.
Ein klares “Ja!” war nicht zu vernehmen. Ein “Nein” aber auch nicht.
Diese Unentschiedenheit beschreibt aus meiner Sicht ganz gut, die Gesamtstimmung auf der Euroforum-Konferenz “Zukunft Print”.
Vor allem die Zeitschriftenverleger stehen mit recht breiter Brust da. Sie haben es offenbar geschafft, trotz Titelinflation die Kosten im Griff zu behalten oder sogar zu senken. Dank Zusatzgeschäften, die sich derzeit vor allem an den Ideen der Süddeutschen Zeitung orientieren stimmen auch die Einnahmen.
Solange elektronische Medien den haptischen Vorteilen des Papiers nichts Adäquates entgegenzusetzen haben, werden Zeitschriften wohl ihre Käufer finden.
Nicht ganz so klar ist die Situation bei den Tageszeitungen. Hier blicken alle recht furchtsam auf die heute 15jährigen und fragen sich, wie diesen wohl jemals noch ein Abonnement schmackhaft gemacht werden soll.
Dass man schon bei den ganz Kleinen ansetzen muss, darin ist man sich von RP bis ZEIT einig. Bei diesen Planungshorizonten würde mir jedoch Angst und bange. Bis ein heute dreijähriger das Abo zeichnet, werden gut und gerne 30 Jahre vergehen. Dreißig Jahre!!! Das ist drei mal länger als das WWW als wahrzunehmendes Phänomen alt ist.
Da tut man sicher gut daran, wenn man, wie die ZEIT, die Bindung an die Marke vor allem über zumindest kostendeckende Aktionen wie (Kinder-)Hörbuch-Editionen versucht.
Das Thema User Generated Content/Blogs wurde übrigens sorgsam umschifft. Dialog fällt wohl schon schwer genug. Die Produktion von Inhalten gar ganz aus der Hand zu geben, erscheint nach wie vor eine zu schreckliche Vorstellung zu sein, um überhaupt darüber zu reden.
Abschließend noch ein Eindruck von der Straße. Heute morgen an der Bushaltestelle warteten mit mir zwei junge Frauen. Die ältere - geschätzte 22 - las ein MoPo-Halb-Tabloid, die jüngere (16?) Bravo.
Das stimmt doch hoffungsfroh: Die Gratiszeitung wird kommen (auch wenn Springer das nicht will) und Zeitschriften haben eine Zukunft.