Die Chance, dass das Ruhrgebiet dazu gehören wird, ist ziemlich klein, …
… soll Frank Dopheide, Chef der Agentur Grey, gesagt haben, als es um die Frage ging, ob das Ruhrgebiet in 10 Jahren zu den 20 prosperierenden Metropolen dieser Welt gehören wird.
Da hat wohl recht.
Doch in seiner Begründung bleibt er unglücklich unscharf, wie ich finde. Das Ruhrgebiet habe zwar ein großes Herz, aber kein Gesicht.
Dem ersten Halbsatz ist unumwunden zuzustimmen. Der zweite führt in die Irre.
Natürlich hat das Ruhrgebiet ein Gesicht. Und zwar ein schwarz mit Kohlenstaub verschmiertes.
Nach wie vor, ist dieses Bild tief eingebrannt in die Hirne zumindest der über 30jährigen außerhalb der Region. Noch meine angetraute Gattin - gerade mal Anfang 30 - hat durch baden-württembergische Schulbücher eben dieses Bild vermittelt bekommen. Bei mir - etwas älter aber in Niedersachsen ausgebildet - war es nicht viel besser.
Inzwischen sind die Schulbücher sicher ein wenig modernisiert worden. Das Bild, das jetzt vermittelt wird, dürfte außerhalb von NRW jedoch kaum besser sein: Ein zwar überraschend grüner, aber ohne Frage immer noch recht hässlicher Moloch, der so tief im Sumpf des Strukturwandels steckt, dass er schwere Grippe bekommt, wenn der geliebte Handyfertiger die Segel streicht.
Dieses Gesicht zu verändern, werden auch Kommunikationsstrategien aus dem Hause Grey nicht schaffen.
Erst recht nicht, wenn zwei viel bedeutendere, weil faktisch bremsende Hindernisse nicht aus dem Weg geräumt sind.
Dem Ruhrgebiet fehlt ein Kopf - das hat der Ruhrbaron Stefan Laurin bereits ausführlich diskutiert - und vielmehr noch eine Mitte.
Jaja. Ich weiß. Die Dezentralität ist die prägend für die Region und womöglich gar ihre eigentlich Stärke.
Ich würde das ja auch gerne weiter glauben. Bochum ist sooo gemütlich. Und Herne eine gaaanz tolle Stadt. Und Hattingen erst, so grüüüün. Ja und Mülheim, am Wasser gebaut. Das kann man doch mit Essen gar nicht vergleichen.
Alles Bullshit. Wenn den Damen und Herren Oberbürgermeistern wirklich daran gelegen ist, das Ruhrgebiet an die Spitze zu bringen, dann sollten sie ohne Rücksicht auf ihr eigenes Amt und über alle Parteigrenzen hinweg endlich das einzig Richtige tun. Den Zusammenschluss aller Städte im Ruhrgebiet fordern und fördern.
Dass das Zentrum des dadurch entstehenden Gebildes in Essen liegen wird, mag man bedauern. Besonders in Dortmund. Aber das liegt ja ohnehin eher in Westfalen, so lange Langemeyer dort OB ist.
Nachsatz:
Die aktuellen Ansätze auf Landesebene, nämlich dem RVR bestimmte Planungskompetenzen zu überschreiben und einen Regierungsbezirk “Ruhr” zu etablieren sind wichtig und richtig. Ich glaube jedoch, dass man deutlich weitergehen muss, wenn man wirklich etwas erreichen will.
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