Verfasst von 50hz am 25.02.06 in
Um den Blog ziehen
Die Frage, was denn ein Weblog sei, ist ja schon schwierig genug zu beantworten. Was eine Bloglesung ist, wollte ich am Mittwoch beim Handelblatt herausfinden. Auf der Rückfahrt hatte ich zwar das sichere Gefühl, einen unterhaltsamen Abend erlebt zu haben. Kleinkunst vom Feinsten eben! Was eine Bloglesung aber nun ausmacht, ist mir nicht eben klarer geworden. Die Diskussion beim Rebellen des Abends stiftet zu dieser Frage zudem neue Verwirrung.
Diejenigen, die nicht erleben konnten, das gute Texte gut vorgelesen ein Genuss sein können, können sich nach wie vor nicht vorstellen, dass es Spaß gemacht hat. Die dabei waren fragen sich, ob denn nun die Texte oder das Fressen im Mittelpunkt gestanden hätten.
Ich sehe das so: Die vorgetragenen Texte sind abgesehen vom Ort ihrer ursprünglichen Veröffentlichung nicht anders einzuordnen als bspw. Texte von Max Goldt. Hätte das Handelsblatt nicht zu einer Bloglesung, sondern einfach zu einer Lesung geladen, es wären weniger und vermutlich andere Menschen gekommen. Amüsiert hätten sie sich überwiegend wohl auch.
Das wesentlich neue an einer Bloglesung ist also das Publikum. Es war überraschend zahlreich, jünger als beim Scheibenwischer, alle wussten, was ein Blog ist, einige gingen teilweise in der ausgefallenen Pause, mindestens einer versuchte live zu bloggen (und scheiterte am Stahlbeton) und die Zahl der Digicams war eventuell leicht höher als üblich.
Also: Ein toller Abend mit klasse Texten, gutem Bier und jungem Publikum. Wenn es hilft, Lesungen Literatur dadurch popülärer zu machen, sie Bloglesungen zu nennen, soll es mir recht sein. Ich gehe auch zur nächsten erreichbaren Bloglesung und hoffe, dass niemand dort auf die Idee kommt, sein Tagebuch vorlesen.
Noch ein Wort zu Kameraphobikern. Ich finde es auch Mist, wenn Leute, alles und jeden abzulichten und bei flickr austellen. Wer sich jedoch selbst zur Person der Zeitgeschichte macht, muss damit rechnen auch mal abgelichtet zu werden. Sonst muss er halt offline gehen. Oder zumindest nicht öffentlich auftreten. Und auf dem Klo wurde ja hoffentlich nicht geknippst.
Nachtrag:
Ganz ungewöhnlich unaufgeregt berichtet Telepolis über die Bloglesung des Handelsblatts (thanx Rainer); und der live überaschend zahme Don A gibt an der Blogbar Tipps, wie man sogar in Bochum eine Bloglesung hinbekommen könnte. Ich denk mal drüber nach. Selbst lesen werde ich da aber sicher nicht. Zumindest keinen der bisherigen Texte.