Weblog-Monitoring mit offenem Visier?

Im Zusammenhang mit meiner Auseinandersetzung mit dem Fall Johannsen + Kretschmer habe ich mich unter anderem auch über die Logfile-Klauberei des hochverehrten Don mokiert.

Der mitschwingende Vorwurf der Unprofessionalität an diejenigen, die ihre Identität beim Surfen oder gar Monitoring preisgeben, wird von den meisten Monitoring-Anbietern und vielen PR-Agenturen geteilt.
Es herrscht eine ausgeprägte Angst davor, durch die eigene Recherche Informationen preiszugeben. Man hört von Agenturen, die in verstaubten Hinterzimmern den Stand-Alone-Rechner mit varibler T-Online-IP unterhalten, um “kritische” Jobs zu erledigen.

Mal abgesehen von der Frage, ob die Verschleierung in größeren Agenturen überhaupt gelingen kann (bei Monitorig-Anbietern dürfte das etwas leichter fallen), halte ich diesen Ansatz für insgesamt überdenkenswert.

Könnte ein aufgeschlossenes und seiner Sache einigermaßen sicheres Unternehmen nicht auch offen kommunizieren, “Hey, wir sind interessiert! Wir wollen tatsächlich wissen, was da draußen über unseren Laden, unsere Produkte und unseren dicknasigen CEO verbreitet wird. Nicht weil wir dagegen vorgehen wollen, sondern weil es uns interessiert und uns mit euch darüber austauschen wollen.”

Ich gebe zu, auch wir betreuen Projekte, bei denen wir lieber im Verborgenen bleiben. Weil es einfach schlecht kommt, wenn aus bestimmten Recherchen ablesbar wäre, dass da bald eine feindliche Übernahme ansteht. Oder ein Unternehmen eine offene Flanke hat, die es lieber erst mal nicht preisgeben möchte. Aber das ist die absolute Ausnahme.

Die Diskussion ist eröffnet. Ich lasse mich gerne belehren.

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Schon 9 Kommentare.

  1. Rainer Helmes

    Weblogs laden geradezu zum offenen Dialog ein, Nach dem Motto “Hey, wir sind interessiert! Du bist uns wichtig …”; also “Weblog-Monitoring mit offenem Visier”.

    Warum sehen wir immer erst das Risiko und dann - vielleicht - die Chance?

    O.g. Agentur hat keinen möglichen Fehler ausgelassen, besser kann man nicht zeigen, wie Kommunikation nicht funktioniert.

    Davon abgesehen ist eine lückenlose Überwachung aller - “potenziell gefährlichen” - Weblog-Einträge und der Kommentare m.E. nicht möglich - und genau das wollte uns der Don klarmachen, als er mit einem Kommentar bei Robert “zündelte”.

  2. der haltungsturner

    Ich bin ja kein Freund, ausgewogener Sowohlalsauch-Akrobatik, aber hier muss ich mal sagen: Das kommt drauf an.

    Wir Dienstleister müssen schon eine offene Strategie fahren, allein, um nicht mit Angreifern verwechselt zu werden, wenn wir in hoher Geschwindigkeit Blogs und Websites besuchen. Andererseits fand ich es als Blogger auch schräg, als ich im letzten Dezember nachvollziehen konnte, wann ein Monitorer meinen Jamba-Eintrag entdeckt hatte, wann ich eine Ticket-Nummer hatte, wann der Kunde in meinem Blog war und so weiter - allein über die Referer.

    Jeder recherchierende Journalist kennt die Methoden, keine Spuren zu hinterlassen und wendet sie an - warum nicht auch Unternehmen und Agenturen in kritischen Fällen?

    Ich denke, wenn ich in eine Diskussion eingreife (was ich meistens nicht anrate), muss ich offen sagen, wer ich bin. Wenn ich nur gucke? Muss ichs nicht. Warum auch? Wenn ich eine Zeitung kaufe, lasse ich ja auch nicht meinen Namen beim Kiosk zurück.

    Anders ist es, wenn wir als Dienstleister systematisch für unsere Kunden bestimmte Räume im Web beobachten. Da sollten wir schon sagen, dass wir es tun. Zumindest wenn wir uns - so wie ihr und wir - an das Urheberrecht halten und beispielsweise keine Speicherung der Seiten vornehmen und keine Inhalte in Pressespiegel oder so was kopieren.

    So lange wir so sauber arbeiten und nur die Links nutzen, wie es sich gehört, haben wir nichts zu verbergen…

  3. Björn Hasse

    Gut, ich bin kein Monitorer, aber auch beim Anblick der Edelman-IP könnte dem ein oder anderen der Gedanke (da bereiten die was vor…) kommen.
    Aus dem Alltag gegriffen, zwei Fälle:
    1. (m)ein Kunde wird in negativem Umfeld präsentiert/genannt/etc. Ja, ich rate ihm davon ab, dort direkt per Rundmail die gesamte Firma hinzulotsen. Käme ausschließlich zu einem “Wen ich da gerade als IP entdeckt habe, das war ja klar!”-Effekt. Beweist zwar zum Einen, dass sich das Unternehmen durchaus interessiert zeigt, zum Anderen ist es aber die Steilvorlage für das “Hey, ich weiß, dass Ihr da seid! Schreibt doch mal was!”-Bashing.
    2. Edelman, resp. ich werden/würden erwähnt. Hier sieht es für mich anders aus. Warum?
    a) Wir unterliegen unserem “Code of Conduct”. Ich muss im Netz als der unterwegs sein, der ich bin. Und erkennbar sein. Authentisch, transparent.
    b) Passend zum Kasus “Don vs. J+K”: Ich bin - wenn ich die Zeit dazu finde - in einigen Blogs unterwegs. Lese meine Blogroll zumindest quer per RSS, folge aber logischerweise auch Links die vielversprechend klingen. Und, natürlich lese ich auch Don. Hey, ich will wissen, was da (in Bloggersdorf) passiert, ich will partizipieren, rezipieren. Wenn ich unter der Edelman-IP unterwegs bin? Klar, ich schreibe auch in meinem About, wo ich arbeite - weil ich hier 70% (?, naja, mehr oder weniger…) des Tages verbringe. Und - schlussendlich - bin ich nicht der einzige, der sich unter dieser IP durch Blogs liest. Für mich ein positives Zeichen. Aber kein Beweis dafür, wenn wir gerade “mappen” - soweit sind wir hier eher noch länger nicht…

  4. reine Formsache » Inkognito im Netz unterwegs?

    […] Aber die Diskussion bei Djure, die könnte spannend werden. Also: rüber, mitlesen, mitreden. […]

  5. planet sab

    Follow the white rabbitIP…

  6. Sebastian

    It depends, gell? Ich als ich bin auch immer offen. Auch von Natur aus viel zu naiv. Aber natürlich können die Blogger, die Stichworte aus meiner Watchlist nutzen, sehen, dass ich als Berater vorbei geguckt habe. Ehrlich gesagt erwarte ich das auch, denn es ist in einigen Fällen meine Art und Weise, ein Gespräch zu starten.
    Bei Unternehmen ist das natürlich so eine Sache. Aber wenn wir mal in die Zukunft schauen nicht zu verhindern. Ob man nun weiß oder nicht dass Unternehmen sich interessieren, wird am Fortschritt der Kommunikation, des Umsatzes, des Stickiness-Faktor nichts ändern.

  7. 50hz

    Weitere Auseinandersetzung zu diesem Thema übrigens beim Chefdiplomaten Patrick blogdiplomatie.de/index.p...

  8. Blogdiplomatie » Blog Archiv » Die Sache mit dem Monitoring

    […] Djure Meinen fragt sich in seinem Blog 50hz inwieweit PR-Firmen verdecktes Blog-Monitoring ausüben sollten. Ich sehe die Sache natürlich wesentlich blauäuigiger als so manche PR-Profis. Wenn ein Unternehmen professionell kommuniziert, dann braucht man sich auch erstmal nicht vor anderen zu verstecken. Kommt es zu einer Krise, dann sollte das Unternehmen, gemäß ihrer Philosophie, angemessen reagieren. Auch dabei sollte, im Idealfall, eine offene und ehrliche Kommunikation stattfinden. Es gibt also mehrere Möglichkeiten, wie sich Unternehmen bei Blogkrisen verhalten können: […]

  9. MiFoMM » Kommunikation mit offenem Visier

    […] Jeder, der im WWW unterwegs ist, hinterlässt Spuren. Seien Sie sich bewusst, dass auch viele “anonyme” Äußerungen zurückverfolgt werden können. Lesen Sie auch: Weblog-Monitoring mit offenem Visier? […]

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