Verleger können auch anders,…
… scheint die Devise von Verleger Lambert Lensing-Wolff zu sein.
Spiegel online berichtet gestern über einen höchst skurilen Vorgang aus meiner Studienstadt Münster. Neben den Westfälischen Nachrichten (WN) erscheint dort die Münstersche Zeitung, eine Schwester der vor allem in Dortmund starken Ruhrnachrichten. Beide Titel gehören Lensing-Wolff.
Solange ich die Münstersche kenne, war sie ein Blatt auf Abruf. Kleiner als die WN, deutlich schwächer im Anzeigengeschäft und mit einem Verleger, der im Ruf steht, ein nicht unbedingt leidenschaftlicher Zeitungsmensch zu sein. Dass es der Münsterschen irgendwann an den Kragen gehen könnte, damit hatten viele gerechnet.
Doch nun ist etwas ganz anderes passiert. Statt die Zeitung einzustellen, hat Lensing-Wolff das Blatt gründlich renovieren lassen. Und zwar so gründlich, dass dabei gleich die gesamte Redaktion über den Deister gehen musste. Sie wurde vor Wochen unter dem Vorwand von Renovierungsarbeiten zunächst in Druckhaus abgeschoben und nun durch eine völlig neue Truppe ersetzt, die bereits seit 14 Tagen fleißig Nullnummern produziert hat. Die alte Redaktion darf ab sofort zu Hause bleiben. Wie sich Lensing-Wolff der Mitarbeiter arbeitsrechtlich sauber entledigen will, liegt noch im Dunkeln.
Soll man nun lachen oder weinen? Die Art und Weise wie mit der alten Redaktion umgegangen wurde, erscheint schon unanständig. Gleichzeitig stimmt es froh, dass der Verleger offenbar gewillt ist, mit neuen Köpfen ein neues Blatt für neue Leser zu machen.
Festzustellen bleibt auf jeden Fall, dass die Kollegen aus dem WAZ-Konzern sich trotz aller Widrigkeiten noch glücklich schätzen dürfen. Es kann immer noch schlimmer kommen. Findet übrigens auch Jens, der die Ruhrnachrichten nun wohl doch nicht weiter lesen wird.
Nebenbei: Der Chef der alten Redaktion hat wohl schon einen neuen Job. Er wurde - so berichtet mein Quelle - zum Herausgeber geadelt.
Nachtrag: Auch der Preußen-Fan Knüwer äußert sich gewohnt indiskret.
Nachtrag 2: Netzeitung und FAZ (kostenpflichtig) greifen das Thema auf.
25.01.07 um 14:38
[…] Während die Medienblogs gerade in Richtung Münster auf eine Regionalzeitung blicken, machten gestern Netzeitung und DWDL.de (hat übrigens gerade einen Relaunch erlebt) bekannt, daß die Frankfurter Rundschau personell und vom Format her schrumpfen soll. Die Schrumpfung entspricht den letzten IVW-Zahlen, die rückläufige Auflagen belegen. Daß jetzt aber die FR ein Tabloid-Format erhalten soll, ist — drollig. Vielleicht wird die FR dank DuMont jetzt richtig niedlich. […]
01.02.07 um 22:46
Noch ein Motivationsproblem?…
Motivation ist einer der entscheidenden Faktoren der Personalführung. Sie zu erhalten, gehört zur größten Kunst guter Unternehmer. Wo sie abhanden kommt, ist häufig kaum Rettung in Sicht. Wenn Belegschaften oder Teile davon …
06.02.07 um 19:48
Lensing hat doch recht! Lokalredaktionen in Deutschland sind durchweg lahm, faul und machen langweilige Zeitungen.
Gefälligkeitsjournalismus, Verlautbarungs-”Journalismus” ist die Regel. Der Aufschrei der Schreiber - Verbände geht an den Tatsachen vorbei: Die klassische Tageszeitung ist ein Auslaufmodell.
19.02.07 um 00:48
Woher wissen Sie denn das, Herr Keul? Diese Bemerkung ist schlichtweg unverschämt, genauso wie das Vorgehen Lensings. Glauben Sie im Ernst, dass die MZ jetzt besser geworden ist? Ein Blick auf die website genügt…
08.08.07 um 14:02
No Snuff Please…
Da das mit Georgs Blitzen offenbar kurzfristig nicht klappt, schalten wir um zu Lanu, die Dr. Stefan bei der Ehre packen will. Hoffentlich hat er eine. Mit Verlegersprösslingen ist das ja so eine Sache.
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