Wir werden unter Niveau regiert - immer noch

Als ich die 8. Klasse des Lothar-Meyer-Gymnasiums in Varel besuchte - das ist jetzt gute 20 Jahre her - verstieg sich der Mathelehrer Herr P. auf einer Elternversammlung zu der These, der Umgang mit Computern werde sich zu einer unabdingbaren Kulturtechnik entwickeln. Informatik zum Pflichtfach zu erheben, sei in sofern unabdingbar.

Viele Eltern waren empört, die Schüler sowieso. Herr P. war schließlich ein autoritärer K.

Und heute, zwei Jahrzehnte und zwei Erfindungen des Internets später müssen mein Vater und ich uns wohl unumwunden eingestehen, dass Herr P. richtig lag. Allerdings dürfte selbst Herr P. überrascht sein, wie sehr die Nutzung von Computern und des Internets das Leben eines wesentlichen Teils der Menschen verändert hat.

Umso erstaunlicher ist, dass wir uns nach wie vor von Nulpen Gesetze machen und regieren lassen, die über die Nutzung von Word als bessere Schreibmaschine nicht hinaus gekommen sind.

Doch was dagegen tun? Wen stattdessen wählen? Selbst aktiv werden, hieße wohl die Lösung. Und in der Tat zucke ich immer mal wieder, den Gang durch die Institutionen auch anzutreten.

Dumm nur, dass die einzige Partei, in der mich ansatzweise wohl fühlen könnte, sich einen Innenminister leistet, der das hohe Gut der Freiheit dadurch retten will, dass er sie immer weiter beschränkt.

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Schon 10 Kommentare.

  1. Jens

    Wobei man sagen muss, dass es auch immer wieder vereinzelt “Experten” in den einzelnen Parteien gibt. Nur wäre es mir lieber, wenn diese in der Mehrheit wären und die DAUs in der Minderheit.

    Wobei ich z.B. von H.C. Ströbele weiß, dass er zumindestens mit eMails umzugehen weiß.

  2. 50hz

    Klar gibt es Experten. Eingdenk der These von der Kulturtechnik hilft das aber nur bedingt weiter. Die Damen und Herren haben doch auch keine Experten fürs Lesen, Schreiben und Rechnen, oder?

    Und wie kann man mit E-Mails umgehen können, wenn man kaum weiß, wo der Rechner angeht?

  3. Jens

    Da hast Du schon recht… aber ich versuche es ja positiv zu sehen.

    Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Rechner dort “always on” sind. Kommt in großen Netzwerken (wie der Bundestag es sicherlich hat) öfters vor.

  4. 50hz

    ;-)

  5. Ole

    Das ist ein unglaublich erschreckender Beitrag.

    Da wundert man sich, das die Online-Durchsuchungen so weit fortgeschriten sind.

  6. 50hz

    Ich hätte bislang Ströble als kompetenten Widersacher gegen Online-Durchsuchungen vermutet. Aber so?!

  7. 50hz

    Ich hatte übrigens irgendwie im Gefühl, der Satz mit dem “unter Wert” sei von Westerwelle. Scheint zu stimmen: Stenographischer Bericht der 67. Sitzung des deutschen Bundestages vom 17. Oktober 2003.

  8. Jens

    @Djure:
    Übrigens: Nur weil eine Partei einen Politiker hat den Du nicht magst, sollte man nicht den Eintritt in diese Partei verweigern.

    Du wirst ja nie eine Partei finden, bei der Du mit allen Leuten übereinstimmst.

    PS:
    Auch wenn ich der Meinung bin, dass es die falsche Partei ist… aber wenn Du dort eintreten würdest, grüß mir die stv. Vorsitzende dort, die kenne ich recht gut. ;)

  9. Lukas

    Erstaunlicherweise finde ich, dass von allen Interviewten Ströbele immer noch am aufrichtigsten rüberkommt. Und selbst, wenn er keinen Computer bedienen kann, traue ich ihm zu, dass er Nutzen und Gefahren einer “Onlinedurchsuchung” (bei der sich Schäuble je nach Interview ja immer noch nicht sicher ist, ob er Festplatten online durchsuchen oder das Internet mitschneiden lassen will) abzuwägen weiß.

    Die Partei, die mir wirklich gefällt, müsste erst noch erfunden werden. Am liebsten würde ich mir wie an einer Salatbar selbst eine zusammenstellen …

  10. Jens

    @Lukas:
    Du wirst nie eine Partei finden, mit der Du zu 100 % übereinstimmst. Wenn es eine solche geben soll, mußt Du sie selber gründen. Aber sobald andere Leute hinzukommen könnten die 100 % wieder verwässert werden.

    Ich persönlich schätze eigentlich an allen “üblichen” Parteien bestimmte Dinge in der Programmatik, was sie tun bzw. nicht tun, einzelne Politiker usw.
    Jedoch gibt es für mich nach meiner persönlichen Gewichtung der Wichtigkeit bestimmter Anliegen eigentlich nur ein Ergebnis.

    … wobei ich mal schrieb, dass ich z.B. sofort die FDP wählen würde, wenn sie manchen ihrer Sprüche auch wirklich mal Taten folgen lassen würde.

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