Noch ein Motivationsproblem?

Motivation ist einer der entscheidenden Faktoren der Personalführung. Sie zu erhalten, gehört zur größten Kunst guter Unternehmer. Wo sie abhanden kommt, ist häufig kaum Rettung in Sicht. Wenn Belegschaften oder Teile davon über Jahre an Motivation verlieren und sich dann lange Zeit weiter durchmogeln können, kommt irgendwann der Point of no Return. Der Laden geht vor die Hunde oder es findet sich jemand, der radikale Maßnahmen ergreift. Anders ist die Abwärtsspirale der Motivation, deren Eigenleben von gewerkschaftlicher Seite womöglich noch sekundiert wird, nicht aufzubrechen.

Lambert Lensing-Wolff war wohl der Auffassung, an diesem Punkt angekommen zu sein, als er diesen Satz für den Argumentationsleitfaden zum Rausschmiss einer ganzen Lokalredaktion diktierte:

“Das vorherige Redaktionsteam hatte über Jahre die Chance, sich zu bewähren, und diese Chance - bis auf wenige Ausnahmen - leider nicht genutzt.”
Quelle: SPON

Ob sein Eindruck richtig war, dazu kann ich mir kein abschließendes Urteil bilden. So wie ich die MZ kenne, so wie jetzt argumentiert wird - nämlich fast ausschließlich tariflich - liegt das zumindest im Rahmen des Möglichen.

Worauf ich hinaus will: Ich bringe ein gewisses Verständnis auf für Unternehmer, die zu radikalen Mitteln greifen. Zumal dann, wenn die Managementfehler lange zurück liegen und man den Eindruck hat, nun lange genug versucht zu haben, die Fehler zu heilen.

Wenn man zu solch radikalen Mittteln greift - immerhin geht es um 18 Einzelschicksale -, gilt es aber auch zu beweisen, dass man fortan im Sinne des Unternehmens, des Produkts, der Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit handeln will. Wenn sich hingegen herausstellt, dass Lohndumping und kurzfristiger Profit das einzige Ziel war, ist es mit meinem Verständnis zu Ende.

Lambert Lensing-Wolff sollte deshalb schleunigst bei den Bloggern lernen. Transparenz erscheint mir oberstes Gebot. Er muss der um sich schlagenden Alt-Belegschaft, den sich solidarisierenden Lesern, dem aufgebrachten Münster vorleben, dass er doch ein leidenschaftlicher Verleger ist, dem es vor allem um eine bessere Zeitung für Münster geht und nicht um Profit.

Bislang sieht es leider nicht danach aus. Und das Ergebnis wird wohl sein, dass Münster bald nur noch eine Zeitung haben wird.

P.S.: Die Schuld für schleichenden Motivationsverlust sollte man nie - nie! - den Mitarbeitern anlasten. Für Motivation zu sorgen, das ist eine Bringschuld des Unternehmers.

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Schon 5 Kommentare.

  1. 50hz

    Der Titel bezieht sich übrigens auf diesen Beitrag: blog.50hz.de/?p=497

  2. 50hz

    Ach ja. Möglicherweise mag der eine oder andere Insider den Beitrag als Parabel lesen. Nur zu ;-)

  3. Jens

    Ich denke es ist fatal, daß der Verleger der Redaktion nicht einmal eine Chance gegeben hat.

    Spricht nicht gerade für den Verleger.

  4. Uwe Mommert

    Tja,

    zur der Sache kann ich wenig beitragen. Eine Frage habe ich trotzdem. Wenn nur der Unternehemer für die Motivation verantwortlich ist, wie wird man dann Unternehmer? Wer motiviert die denn?

  5. 50hz

    Wer könnte zu diesem Thema (Motivation) mehr beitragen? Wenn einer was von Motivation versteht, dann Du.

    Und zur Frage:
    Motivation hat man oder man hat sie nicht (was gottlob eher selten ist). Bei einigen reicht es sogar zum Unternehmer, was ich sehr bewundere. Die Verantwortung des Unternehmers liegt darin, die Motivation zu erhalten.

    (Disclaimer: Uwe Mommert zahlt immer noch das Frühstück meiner Kinder.)

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