Zum Rauchen (I)

Ich bin Nicht-Raucher. So einer von diesen Wirklich-Noch-Nie-Rauchern. (Mit 79 werde ich allerdings in meiner Biografie “Vom Schälen der Banane” zugeben, dass ich mit 7 im Schweinestall meiner Großmutter doch ein paar Filter-Kippen verbrannt und den beißenden Qualm wohl auch inhaliert habe.)

Ich war lange Zeit ein sehr friedlicher Nichtraucher. Natürlich habe ich den Geruch gehasst, der nach durchgetanzter Diskonacht tagelang nicht aus den selbstgestrickten Pullovern weichen wollte. Aber sonst: Kneipen, in denen nicht geraucht wurde, waren irgendwie micht vorstellbar. Diskos ohne Rauchschwaden hätten reichlich steril gewirkt. Kino ohne rauchende Cowboys und Vamps hätte die Authentizität gefehlt. Selbst dem Sex-Appeal rauchender Frauen konnte ich mich nicht entziehen. Küssen mochte ich sie dennoch nie.

Meine Friedfertigkeit ist jedoch einer zunehmenden Agressivität gewichen, seit ich im Ruhrgebiet lebe. Denn anders als den behüteten Sozialräumen, in denen ich mich vorher aufhalten durfte, ist das Rauchen hier meist eine lustlose Dauerlast, die einem aus jeder Ritze entgegenkriecht.

Allerorten begegnem einen hektisch an Kippen ziehende Gestalten, die zudem die Überreste ihrer Sucht auch noch immer gerade dort ungeniert entsorgen, wo es ihnen gerade passt. (In Münster wäre man dafür standrechtlich der Stadt verwiesen worden.)
Besonders schlimm finde ich jedoch die Häufigkeit des Phänomens der von den eigenen Eltern zugepafften (Klein-)Kinder.

Ich lasse die Agressionen manchmal auch raus und vertreibe ein paar Uneinsichtige in die verregneten Raucherzonen am Bahnsteig. Besser geht es mir danach selten, denn die Reaktionen wären teilweise durchaus Grundlage zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte.

Aber gottlob gibt es ja auch probatere Wege: Einfach von der Seele schreiben. Eine hoffentlich nicht allzu lange Serie erblickt hiermit das Licht meiner kleinen Welt.

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Zum Rauchen (VI): Auf'm Klo, Zum Rauchen (IV): Raucherzimmer, Zum Rauchen (III), Zum Rauchen (II), Facebook wirbt auch in meinem Namen

Schon 3 Kommentare.

  1. blogschrift

    Sehr schön, sehr schön. Ich habe das Intro mal lobend zitiert, damit die Welt davon hört & das liest…: betonblog.de/2006/08/30/b...

  2. betonblog.de - Der Blog für schwere Gedanken » Blog Archive » Beim Schälen der Banane

    […] Gelesen im blog.50hz.de […]

  3. Regina Enachescu/EasyLearn

    Liebe Leserinnnen und Leser….
    heute morgen, 2 Stunden Gartenarbeit bei frischester Luft in Celle, dann zum Bäcker (mehrere Geschäfte vor Ort, Namen möchte ich nicht nennen), um Brötchen fürs Frühstück zu kaufen…. Gartenarbeit macht hungrig…
    Da könnte einem der Hunger vergehen…. ein vollgequalmter Verkaufsraum mit schönen Torten, Brötchen und Gebäck… die Gäste trinken dort manchmal Kaffee, frühstücken und rauchen mal “eine”…. Die Verkäuferin ist diesem Dunst den ganzen Tag ausgesetzt bei geschlossenen Türen im Winter versteht sind.. na dann GUTEN APETIT…. wo kaufe ich morgen meine Brötchen

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