Blogger und Journalisten

In der Nacht von Samstag auf Sonntag habe ich wenig geschlafen. Mein bester Freund war zu Besuch. Ein Journalist!

Es ist lange her, dass wir so hitzig und ziellos diskutiert haben. Nur der weinmüde Kopf und das Wissen um die Kinder, die in wenigen Stunden aufwachen würden, trieben uns dann doch ins Bett.

Ausgangspunkt war meine Kritik an dem Text in der RP über die Weblog-Lesung in Düsseldorf. Meine These: Es kann nicht sein, dass ein Journalist immer noch nicht weiß, was Weblogs sind. Schon gar nicht dann, wenn er darüber schreibt. Seine Gegenthese: Ein Journalist muss nicht, nein er kann sogar nicht jedes Thema beherrschen, über das er schreibt. Zumindest nicht vor Beginn der Recherche. Und: Weblog-Lesungen unterscheidet aus journalistischer Sicht nur wenig von Kaninchenzüchter-Ausstellungen.
Natürlich hat er Recht. Aber nicht ganz. Richtig ist sicher, dass ein Lokaljournalist sich nicht mit Kaninchenzüchtervereinen, Kleinkunst und Karneval auskennen muss, um darüber zu schreiben. Auch um über Weblogs zu schreiben, muss er das Thema nicht beherrschen.
Und dennoch sollte er sich auskennen. Schließlich könnte es um seine Zukunft gehen. Aber auch darüber konnten wir uns nicht einigen.
Was ich aus dem Abend mitnehme: Es ist verdammt schwer, sich überhaupt sinnvoll auseinanderzusetzen, wenn der jeweils andere nicht weiß, worum es wirklich geht. Ich denke, er ist der gleichen Meinung.
Dieser Text ist eine Provokation. Ich will ihn gewinnen. Dafür sich mit Weblogs auseinanderzusetzen. Am besten in dem er hier als Autor auftritt. Und mir uns bei der Gelegenheit gleich noch erklärt, was Journalismus wirklich ausmacht.

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Schon 2 Kommentare.

  1. Bjoern Hasse

    Provokant, aber m.E. richtig, diesen Weg zu gehen. Für mich ist ein beinahe verkannter Punkt in der Diskussion, das "Journalist" sicherlich ein Berufsstand, vielleicht eine Berufung ist, aber mindestens die Umschreibung einer Tätigkeit beinhaltet. "Blogger" sind Menschen jedweder Richtung, Sparte, jeden Alters, die eben nur eines gemeinsam haben: die Nutzung einer Software, die es ihnen ermöglicht zu Bloggen.

  2. Ansgar Bolle

    Was ist ein Journalist? Als ich in den späten 80ern am damaligen Institut für Publizistik in Münster studiert habe (heute "Institut für Kommunikation") kursierte eine Abschlussarbeit mit dem Titel "Wer Publizistik studiert, will Journalist werden". Das habe ich dann - nicht als erster - widerlegt :-) Journalist bin ich nicht geworden, schreiben tue ich trotzdem. Ich bin der Meinung, dass sich Journalisten grundsätzlich mit allen kommunikativen Vermittlungsformen und -techniken auseinandersetzen müssen, alleine schon um auf Veränderungen im Berufsfeld reagieren zu können. Was Bloggen gegenüber traditionellen journalistischen Formen so interessant macht, ist der eingebaute "Rückkanal" und das Unterlaufen redaktioneller Kontrolle.
    Und ja: Ein Journalist sollte immer verstehen, über was er schreibt, sonst darf er nicht darüber schreiben.

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